Stress, scheint schon fast ein Statussymbol geworden zu sein. Wenn Du nicht gestresst durchs Leben gehst, könnte es nämlich den Eindruck machen, Du wärst faul und machst nicht sonderlich viel aus Deinem Leben.
Doch was bedeutet dieser gefährliche Trend?
Einerseits ist Stress eine völlig natürliche und notwendige Reaktion des Körpers auf bestimmte äußere Reize. Diese Reize werden bewertet. Wenn die individuellen Bewältigungskompetenzen nicht ausreichen, erlebt die betroffene Person Stress.
Diese Reaktion ist evolutionär enorm wichtig, denn so waren wir in der Lage, vor wilden Tieren zu flüchten oder zu kämpfen. Die Stressreaktion soll unseren Körper und Geist pushen und zu Höchstleistungen befähigen, uns also überlebensfähig machen. Die Stressreaktion dient der kurzfristigen Bewältigung von erhöhten äußeren Anforderungen. Entscheidend für unsere Gesundheit ist, dass dies kurzfristig bleibt und darauf eine entsprechende Erholungsphase folgt.
Doch die alltäglichen Gefahren liegen schon lange nicht mehr dort, wo sie vor einigen tausend Jahren lagen. Auch hat sich die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte sehr viel verändert und vor allem die westliche Welt hat sich zu einem vergleichsweise sicheren Ort entwickelt. Heute „lauern“ die Gefahren wo anders. Noch nie hatten wir so viel Besitz wie heute und somit Verantwortung. Noch nie hatten wir so viel Wahlmöglichkeiten. Noch nie gab es so viele Möglichkeiten sich Wissen anzueignen. Immer gibt es Möglichkeiten, noch „besser“ zu werden und noch mehr zu erreichen. Die gestellten Ansprüche, von außen aber auch die eigenen, werden immer höher. Sie scheinen schier endlos. Es entsteht unweigerlich Stress. Für die meisten Stresssituationen, die wir heute erleben, benötigen nicht mehr vermehrte Energie und Kraft. Viel entscheidender bei der Bewältigung alltäglicher Herausforderungen ist es, ruhig und gelassen zu bleiben und einen „kühlen Kopf“ zu bewahren. Durch eine verstärkte Stressreaktion werden aus Herausforderungen oft erst Probleme. Wir entwickeln eine Hektik und sind vielfach nicht mehr in der Lage, das Problem adäquat zu bewältigen.
Darüber sind sich Wissenschaftler weitläufig einig: anhaltende und unkontrollierte Belastungen und die daraus resultierende chronische Stressreaktion macht krank, auf allen Ebenen. Das Immunsystem wird stark gehemmt, Entzündungskrankheiten können resultieren, ebenso wie Herz-/Kreislauf- und Nierenerkrankungen, Allergien und Stoffwechselstörungen, psychische Erkrankungen. Es kann zu Unruhezuständen, Beeinträchtigungen in Konzentration- und Merkfähigkeit bis hin zu ausgeprägten Erschöpfungszuständen, Angststörungen und Depressionen kommen. Auch andere Erkrankungen, die ursächlich zwar nicht Stresszuständen zugeschrieben werden, verschlechtern sich in der Regel durch anhaltenden Stress.
Doch es gibt auch Möglichkeiten, einen bewussten Umgang mit dem eigenen Stressempfinden zu entwickeln und dadurch Schritt für Schritt mehr Gelassenheit zu entwickeln. Hier kommen 12 Tipps dazu:
- Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen helfen uns dabei, einen achtsamen Umgang mit uns selbst und unserem Leben zu entwickeln. Sie helfen uns dabei, den gegenwärtigen Moment wahrzunehmen, ohne dabei der Vergangenheit nachzuhängen oder sich mit in die Zukunft gerichtete Sorgen auseinander zu setzten. Achtsamkeitsübungen fördern das Leben im Hier und Jetzt. Denn nur im gegenwärtigen Augenblick sind wir handlungsfähig. Wir können weder die Vergangenheit verändern noch die Zukunft beeinflussen. Was bleibt, ist dieser Moment, aus dem wir das Beste machen sollten. Was das Beste für Dich im jeweiligen Moment ist, kannst Du durch regelmäßiges Praktizieren von Achtsamkeitsübungen leichter spüren. (mehr zum Thema Achtsamkeit in einem anderen Blog-Beitrag)
- Entwickle einen achtsamen Umgang mit Deinen Gedanken. Erst unsere Gedanken, Einstellung und Bewertung bestimmen, ob eine Situation gut oder schlecht ist. Glaubenssätze haben einen starken Einfluss darauf, ob wir ein Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit entwickeln oder zur Überzeugung kommen, dass wir alle Hürden überwinden können und auch Phasen, in denen viele und/oder sehr anspruchsvolle Aufgaben anfallen, erfolgreich bewältigen können.
- Entwickle eine positive Einstellung zum Leben, dadurch wirst Du optimistischer, entspannter und zufriedener. Beginne damit, das Gute im Leben zu erkennen – davon ist genügend vorhanden. Wenn wir uns nur auf das Leid in der Welt konzentrieren, ständig negative Schlagzeilen lesen und uns schlechte Nachrichten anhören, verschließen wir uns automatisch für das Schöne. Wir halten uns selbst gefangen, erzeugen Ängste, Befürchtungen und Sorgen. Sich davon abzuwenden, bedeutet nicht, ignorant zu sein. Es bedeutet lediglich, diesen Dingen weniger Aufmerksamkeit und Energie zu schenken, denn sie führt meist nirgendwo hin. Nutze Deine Energie lieber, um das Leid zu mindern, dass Du auch tatsächlich mindern kannst – nämlich Dein eigenes. Somit hast Du dann auch die Möglichkeit, das Leid anderer Menschen zu lindern, indem Du für die Menschen in Deinem Umfeld da bist, mit Deiner ganzen Kraft.
- Gehe liebevoll mit Dir selbst um: Behandle dich selbst wie einen lieben Freund. Diesen würdest du niemals so kritisieren, wie du es oft bei dir selbst machst oder so viel abverlangen, wie Du von Dir selbst verlangst. Sei gnädig mit Dir. Einen liebvollen Egoismus zu entwickeln, fördert die Gelassenheit ungemein.
- Vergleiche Dich nicht mit anderen Menschen: Es wird immer jemanden geben, der schlauer, erfolgreicher, schöner, größer, kleiner, schlanker, üppiger oder was auch immer ist als Du. Der Vergleich mit anderen, setzt uns unweigerlich unter Druck und löst in uns oft ein Gefühl der Unzulänglichkeit aus. Der Vergleich fördert uns in der Regel nicht. Werde Dir Deiner Einzigartigkeit, Deiner persönlichen Stärken und individuellen Talenten bewusst. Von diesem Standpunkt aus, kannst Du vieles erreichen!
- Löse Dich von äußeren Erwartungen und Meinungen: Nur Du lebst Dein Leben und musst auch mit allen Konsequenzen Deines Handelns leben. Was immer jemand anders von Dir erwartet, als erstes solltest Du wissen, was Du von Dir selbst erwartest und was Du auch tatsächlich umsetzen kannst. Auch gut gemeinte Ratschläge, können uns aus der Ruhe bringen, wenn wir sie nicht als angemessen auf unsere Situation empfinden. Dies dann dem Gegenüber entsprechend zu erklären, löst womöglich Ängste vor Zurückweisung oder ähnlichem aus. Du weißt schlussendlich am besten, was das Beste für Dich ist. Erlaube Dir, zu Dir zu stehen und Deine eigenen Werte zu leben. Mache dies stets mit Respekt und Wertschätzung Dir selbst und auch anderen Menschen gegenüber. Auch andere Meinungen haben ihre Berechtigung und es ist gut, auch mal darüber nachzudenken, was andere mir sagen wollen. Du musst dabei für Dich erkennen, was davon wirklich zu Dir gehört und was nicht.
- Übernimm Verantwortung für Dein Handeln und Dein Leben. Verantwortung abzugeben, hilft Dir in den wenigsten Situationen weiter. Meist geben wir dann Verantwortung ab, wenn wir glauben, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein (hier können auch die Glaubenssätze eine entscheidende Rolle spielen). Wieder können Gefühle der Unzulänglichkeit und Machtlosigkeit resultieren. Nur Du lebst Dein Leben, also solltest auch primär Du die Verantwortung dafür tragen. Dies soll jedoch nicht verwechselt werden, mit Hilfe abzulehnen. Wenn Du Hilfe benötigst, wäre es verantwortungslos, diese nicht in Anspruch zu nehmen.
- Erkenne Deine eigenen Grenzen, respektiere sie und entwickle einen liebevollen Umgang mit ihnen. Zu oft gehen wir über unsere Grenzen hinaus oder kämpfen gegen sie an. Du solltest nicht gegen Dich selbst kämpfen, Du kannst dabei nur verlieren. Sich seiner Grenzen bewusst zu werden, ist kein Eingeständnis von Schwäche. Erst wenn Du lernst, Deine Grenzen zu akzeptieren und Dich liebevoll um Dich selbst zu kümmern, kannst Du Deine volle Kraft wirklich entfalten.
- Schaffe Dir ein positives soziales Umfeld und tausche Dich mit anderen Menschen respektvoll und auf Augenhöhe aus. Umgib Dich mit Menschen, die Du magst und die Dich mögen. Sei dort, wo Du Dich wohl fühlst. Dies ist nicht immer leicht umzusetzen, aber der Versuch lohnt sich allemal. Auch wenn Du Dir bei der Arbeit meist Deine Mitmenschen nicht aussuchen kannst, so kannst Du Dir zumindest in der Freizeit Dein soziales Umfeld so gestalten, dass es förderlich für Dich ist und Dir Energie gibt, anstatt kostbare Energie zu rauben.
- Akzeptanz: Wie oft ärgern wir uns über Dinge und Situationen, die wir ohnehin nicht ändern können, anstatt sie so zu akzeptieren, wie sie sind? Wichtig dabei ist allerdings zu unterscheiden, was sich verändern lässt und was nicht. Wenn Dich gewisse Umstände oder Situationen stören oder Stressreaktionen bei Dir auslösen, solltest Du nicht aus Bequemlichkeit eine Veränderung ablehnen. Es wird aber immer irgendwelche Umstände geben, die sich nicht verändern lassen. Dagegen anzukämpfen vergeudet nur wertvolle Energie. Etwas zu akzeptieren, bedeutet nicht, dies auch gut zu heißen. Es bedeutet, dass Du anerkennst, dass die Dinge sind, wie sie sind. Nicht mehr und nicht weniger. Dies kann enorm befreiend und entlastend wirken.
- Nimm es mit Humor: Vieles wird leichter, wenn wir darüber lachen können. Das bedeutet nicht, sich über ein tragisches Ereignis lustig zu machen. Aber viele Situationen sehen wir oft tragischer, als sie tatsächlich sind. Eine gesunde Portion Humor kann Leichtigkeit vermitteln und Leichtigkeit, können wir sehr oft brauchen.
- Dankbarkeit: Ein Gefühl der Dankbarkeit zu verspüren, führt zu einem tiefen inneren Frieden und einem Vertrauen in das Leben. Wir konzentrieren uns all zu oft auf die Dinge, die uns vermeintlich im Leben fehlen und vergessen dabei, dass es so viel gibt, wofür wir dankbar sein können. Wenn wir nicht alles als selbstverständlich ansehen, fällt es uns ebenso leichter, Dankbarkeit zu empfinden.
Die obere Aufzählung ist nicht zufällig. Ich sehe Achtsamkeit als Basis, für einen erfolgreichen Umgang mit Stress aber auch als Fundament für ein gesünderes und glücklicheres Leben. Alle anderen Punkte gehen ineinander über und bedingen sich zum Teil auch gegenseitig.
Die Tipps entsprechend umzusetzen, fällt nicht immer leicht – (fast) keinem von uns. Oft haben wir es ein Leben lang anders gemacht und auch anders vorgelebt bekommen. Gelassenheit zu entwickeln, ist ein Prozess, womöglich ein lebenslanger. Jedoch lohnt es sich, sich auf diesen Prozess einzulassen. Du kannst dabei nichts verlieren, außer vielleicht Deine Ängste, Sorgen und den Dauerstress.