Hast Du auch das Gefühl, dass „Challenges“ heutzutage allgegenwärtig sind? Auf Social Media prangen ständig neue Hashtags wie „Abnehm-Challenge“, „Fasten-Challenge“ oder sogar ausgefallene Trends wie die „Gianna-Challenge“ und viele weitere. Eine Challenge jagt die nächste, und wir suchen oft nach der nächsten, großen Aufgabe, die uns fordert. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns nicht ständig neue Herausforderungen aufhalsen – wir haben genug davon in unserem täglichen Leben.

Der Alltag als Herausforderung
Jeder von uns kennt sie: die scheinbar kleinen, aber oftmals dramatischen Alltagskrisen. Als Mutter von zwei Töchtern kann ich ein Lied davon singen. Nicht selten, stellen uns gerade die eigenen Kinder vor große Herausforderungen und bringen uns oftmals an unsere Grenzen.
Doch auch ohne Kinder begegnen uns im Leben zahlreiche andere Herausforderungen: Verlust, Trauer und schwere Lebenskrisen. Der Verlust von geliebten Menschen – sei es durch den Tod oder andere Umstände – ist eine der schmerzhaftesten und doch natürlichsten Erfahrungen des Lebens. Und doch fällt es uns so schwer, diesen Schmerz zu akzeptieren und mit ihm umzugehen. Jeder von uns weiß, dass dieser Tag einmal kommen wird, für jeden von uns und dennoch gibt es kaum ein anderes Thema, dass uns so sehr herausfordert und auch oftmals überfordert wie den Tod.

Krisen, die uns aus der Bahn werfen können
In manchen Lebensphasen scheint es, als ob jeder einzelne Tag nur mehr von unzähligen Herausforderungen geprägt ist. Alles fühlt sich schwer und überwältigend an. Es mangelt an Zuversicht und Hoffnung. In solch anhaltenden Phasen der massiven Überforderung, ist es besonders wichtig, sich Unterstützung zu suchen. Leider ist der Schritt zur professionellen Hilfe für viele Menschen immer noch mit Hemmschwellen und Vorurteilen verbunden. Auch wenn in vielen Ländern, qualitativ hochwertige sozialpsychiatrische und oftmals zudem noch sehr niederschwellige Angebote geschaffen werden, meiden viele Betroffene auch solche Einrichtungen. Meiner Erfahrung nach meist aufgrund von Vorurteilen oder vorgefertigten Meinungen, geprägt durch eigene oder fremde Einzelerfahrung(en). Dabei ist die Psychiatrie nicht gleich „DIE Psychiatrie“. Vieles hat sich die vergangenen Jahrzehnte enorm verbessert. Einiges auch nicht.
Dennoch halten sich die Ängste und Vorurteile gegenüber dem Thema psychische Gesundheit hartnäckig. Dabei könnten gerade in solchen Krisenzeiten psychiatrische, psychologische und/oder psychotherapeutische Unterstützung sowie psychosoziale Begleitung den entscheidenden Unterschied machen, um wieder auf die Beine zu kommen.
Psychische Gesundheit ist kein Tabu
Die Zahl der Menschen, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind, ist erschreckend hoch. Laut dem Gesundheitsportal gesundheits.gv.at sind rund 39 % der Menschen in Österreich im Juli 2020 oder in der Vergangenheit von einer psychischen Erkrankung betroffen.
Etwa 900.000 Menschen nehmen jährlich das Gesundheitssystem in Anspruch – sei es durch stationäre Aufenthalte oder psychotherapeutische Behandlungen, wie die österreichische Sozialversicherung im März 2022 berichtet. Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Besonders alarmierend ist, dass etwa ein Viertel aller Jugendlichen in Österreich an psychischen Erkrankungen leidet.
Warum es manchmal eine Veränderung braucht
Wenn eine Lebensphase von anhaltenden Herausforderungen geprägt ist, die kaum oder nicht zu bewältigen sind, führt dies in der Regel zu massivem Stress. Dieser Stress wirkt sich nicht nur negativ auf unsere geistige Gesundheit aus, sondern auch auf unser körperliches Wohlbefinden. Dauerstress, kombiniert mit fehlenden Erholungsphasen, kann zu ernsthaften Erkrankungen führen – von Burnout bis hin zu körperlichen Symptomen, die oft mit den psychischen Belastungen in Verbindung stehen. In solchen Phasen ist es entscheidend, auf die eigene Gesundheit zu achten und aktiv an einem gesunden Umgang mit Stress zu arbeiten. Gerade dieser Umgang mit stressigen Lebensphasen ist ein Schlüssel für ein gesundes, erfülltes Leben.
Stellen wir uns den Herausforderungen
Herausforderungen sind ein unvermeidlicher Bestandteil unseres Lebens. Ganz gleich, ob sie selbst gewählt oder uns einfach widerfahren – sie gehören dazu. Wir können uns ihnen verweigern, sie ignorieren oder sogar versuchen, sie zu verdrängen. Doch am Ende werden wir sie nur dann überwinden, wenn wir uns ihnen stellen. Oft gelingt uns das besser, wenn wir nicht alleine sind, sondern Unterstützung und Begleitung an unserer Seite haben. Als freiberufliche psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin unterstütze ich Menschen in solchen Krisen, indem ich sie durch schwere Zeiten begleite, auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehe und gemeinsam mit ihnen Lösungen entwickle.

Fazit: Hilfe annehmen ist keine Schwäche, sondern Stärke
Das Leben stellt uns ständig vor Herausforderungen. Egal ob gewollt herbeigeführt oder nicht – sie sind Teil unserer Reise. Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen und sich Unterstützung zu holen. Im Gegenteil: Es erfordert Mut und Stärke, die nötigen Schritte zu gehen, um sich selbst zu helfen und eine gesunde Balance im Leben zu finden. Wenn Du gerade eine herausfordernde Zeit durchmachst, sei es durch eine persönliche Krise, eine Verlustsituation oder den Alltag, der Dich überfordert, dann denke daran: Du bist nicht alleine. Es gibt Unterstützung, die Dir helfen kann, wieder in Deine Kraft zu kommen.
Lass uns gemeinsam die Herausforderungen annehmen, die das Leben uns stellt – und dabei unsere mentale und körperliche Gesundheit nicht aus den Augen verlieren.